Ende Juli machte ich mich auf zu einem Familien-/Fotourlaub nach Norwegen.
Dies sollte eigentlich ein kurzer Bericht darüber werden, aber da ich ja nun schon länger keinen Blog veröffentlicht habe, verzeiht ihr mir hoffentlich dessen jetzige Länge.
Die erste Woche verbrachten wir in der Region Aurland direkt am Aurlandsfjord. Die Aussichtsplattform Stegastein liegt direkt über dem Dorf und bietet eine wunderschöne Aussicht auf den wolkenverhangenen Fjord und führt über eine kilometerlange Straße, auch als Schneepass bekannt, über das Aurlandsfjellet nach Låerdal.
Ehrlich gesagt hatte ich mir in dieser Woche gewünscht, auch mal einen Sonnenstrahl abzubekommen, aber dieses Glück wurde mir erst am letzten Abend gewährt.
So widmete ich mich zumeist der Wasserfotografie, denn beeindruckende Flüsse und Wasserfälle gibt es in der Region zuhauf. Dabei erwies sich das Wetter als recht nützlich, denn so konnten teilweise auch ohne Graufilter längere Belichtungszeiten erreicht werden.
Fotografisch interessant waren auch die aufsteigenden Wolken- und Nebelschwaden in den Bergwäldern, die sich ständig veränderten und neue Szenen erschufen.
An einigen Tagen unternahmen wir Touren zu bekannten Wasserfällen wie dem Tvindefossen, der zu den schönsten Wasserfällen Norwegens zählt und mit seinen 110 m auch eine beachtliche Höhe aufweist. Normalerweise tummeln sich dort aber so viele Touristen, dass ein gutes Bild beinahe unmöglich scheint. Doch im Regen hat man Ruhe und kann sich ganz dem „Wassertropfen-von-der-Linse-wischen“ widmen…
Ein für mich besonderes Gebiet stellt der Nærøyfjord dar, denn er gilt nicht zu Unrecht als Unesco- Weltkulturerbe. Er wird von sehr hohen und steilen Felswänden gesäumt, nur über eine schmale Straße kann man das Dörfchen Bakka erreichen. Ein imposanter Wasserfall rauscht direkt neben der Straße hinab, durch die tiefhängenden Wolken und die satten Grüntöne kommt schon fast Regenwaldfeeling auf.
Auf einem steil verlaufenden Pfad kann man sich den Weg nach oben erkämpfen. Dabei wird man überrascht von einer vielfältigen Pflanzen- und Insektenwelt.
Eine andere Tour führte uns, natürlich wieder im Regen, bis zur Sognefjellstraße, die mit über 1400m die höchste Gebirgsstraße darstellt. Dafür muss man nur durch den Lærdalstunnel fahren, mit schlappen 24,5 km der längste Straßentunnel der Welt. Da kann die Fahrt manchmal recht eintönig werden…
Raus aus dem Tunnel und vorbei an schönen Seen kann man dann endlich einen Blick über den Nationalpark Jotunheimen werfen… jedenfalls theoretisch, wenn man keine dichte Nebelwand vorfindet.
Trotzdem war die Fahrt recht lohnend, denn es ergaben sich wieder interessante Wasser- und Nebelstimmungen.
An einer Haltemöglichkeit auf dem Weg fanden wir eine eifrige Wasseramsel, die dabei war, ihren Jungen die Schnäbel zu stopfen.
An dieser Stelle schaffte ich es, meine 5D M II sowie mein 100-400er Tele lahm zu legen, die Kamera aus Unachtsamkeit und das Tele…na, ich schieb es mal auf den Regen.
Zum Glück konnten wir am Abend die Kameraschäden einigermaßen beheben und das Tele reparierte die Heizung für uns.
Wieder zurück zum Aurlandsfjellet. Mein fotografischer Schwerpunkt dort lag auf dem Gebiet der Goldregenpfeifer, die wir durch Zufall aus dem Auto entdeckten. Sie kamen recht nah heran und ließen trotz Nebel, Regen oder hartem Licht schöne Aufnahmen zu.
Aus dem Auto sahen wir einen Vogel auffliegen und neben der Straße auf einer Anhöhe landen. Ich pirschte mich näher und konnte 2 Bilder machen, dann war er leider schon wieder weg.
Natürlich gab es auf dieser Hochebene auch ein wenig Farbenpracht und Detailreichtum, auch, wenn man dazu schon genauer hinschauen musste.
Am letzten Abend dann verzogen sich ganz überraschend die Wolken und die Sonne ließ sich endlich blicken. Ich rannte schnell hoch auf einen Aussichtspunkt oberhalb des Fjordes und kam gerade noch rechtzeitig, um die letzten Strahlen einzufangen.
Am nächsten Morgen folgte der Ortswechsel mit einer fast 6- stündige Fahrt nach Hovden, südlich der Hardangervidda gelegen.
Hier herrschten nun vorwiegend Sonne und sommerliche Temperaturen vor. Deshalb nutzte ich vermehrt die frühen und späten Stunden, tagsüber wurde dann gewandert.
Rund um Hovden kann man dann zu früher Stunde an den Seen die morgendliche Ruhe genießen, oder aber auch mal schnell einen Berg besteigen, um das Ganze von oben zu betrachten.
Für Landschaftsaufnahmen diente uns vor allem das Haukelifjellet, welches durch viele klare Bergseen und Hochebenen zum Erkunden einlud.
Was mich in Norwegen neben der Weite des Landes immer wieder fasziniert, ist der Wasserreichtum
Überall Flüsse und Seen mit kristallklarem Wasser, welches in unterschiedlichen Lichtsituationen
Ganz verschieden gefärbt sein kann und gut zum Experimentieren geeignet ist.
Die ruhigen Seen bieten sich dagegen vielmehr für Spiegelungen an, so kann man Himmel und Erde in einem Bild vereinen.
Dramatischer hingegen ging es abends zu, als der Wind die Wolken vorantrieb und der Tag langsam der Nacht wich.
Dabei versuchte ich, das schöne Wollgras mit einzubinden, welches ich immer mit Norwegen verbinde.
Das Wollgras zu früher Stunde im Gegenlicht mit vielen Tautropfen, das hatte ich mir vorgenommen, als ich eines morgens auf den nahegelegenen Berg wanderte. Daneben fand ich schon reife Moltebeeren, die sich nicht nur als Konfitüre eignen, sondern auch sehr hübsch die Landschaft zieren.
In den tiefergelegenen Bereichen um Hovden fallen viele Pflanzen ins Auge, darunter auch Orchideen wie die Mückenhändelwurz, die an einer Stelle in Massen wuchs.
Eine typische Pflanze für diese Gegend ist der Purpur- Enzian, dessen tiefrote Blüten noch nicht ganz eröffnet waren. Man findet diesen dort überall.
An einem Nachmittag, als wir gerade von einer Wanderung zurückkehrten, flog plötzlich diese junge, leicht zerzauste Sperbereule vor mir her ins dichte Geäst. Sie wurde wohl von vielen kleinen Vögeln verfolgt, die sich belästigt fühlten und ordentlich Krach machten. Ein Glück für mich, denn sonst hätte ich diesen gut getarnten Vogel wohl nie entdeckt. Ich lief in die Richtung, doch konnte die Eule erst nicht wieder entdecken. Doch dann drehte ich mich nach links und dort saß sie und starrte seelenruhig geradeaus. Ab und an schenkte sie mir dann einen Blick und flog nach einigen Minuten weiter ins Dickicht. Was war ich glücklich!
Natürlich schoss ich unterwegs auch ein paar Aufnahmen der dortigen Insektenwelt, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
Ein Grund, warum wir Hovden als Aufenthaltsort wählten, waren die Elche.
Vor 4 Jahren waren wir das letzte Mal in Norwegen und sahen zum ersten Mal einen von diesen majestätischen Tieren.
So fuhr ich mehrmals vor Sonnenaufgang zu der Stelle, an der wir das letzte Mal eine Elchkuh mit 2 Kälbern sahen…und siehe da, eines morgens stand wieder eine da, doch ohne Kälbchen. Für gute Fotos war es aber leider noch zu dunkel. Am nächsten Morgen begleitete mich mein Vater und wieder sahen wir an derselben Stelle 2 Elche, doch sie liefen weg, bevor der Morgen graute.
Am letzten Morgen dann dachte ich mir, ach, was soll´s, fährst du halt nochmal gucken.
Ich staunte nicht schlecht, endlich eine Elchkuh in halbwegs fotografierbarer Nähe und Umgebungshelligkeit!
Auf dem Rückweg glaubte ich mich verguckt zu haben, ich drehte sofort um. Dann sah ich auf einer benachbarten Wiese noch eine Elchkuh stehen, aber diesmal mit Kälbchen.
Ich lief ein wenig näher heran in der Deckung der umliegenden Bäume, doch leider waren sie schon langsam auf dem Rückweg ins Unterholz.
Es war eine einmalige Begegnung trotz mäßiger Fotobedingungen, aber die Erinnerung zählt.
Und dann waren die 2 Wochen auch schon rum und es ging zurück ins damals heiße Deutschland bei über 30 Grad… Ich sehnte mich schon schnell zurück nach der norwegischen Kühle.
Abschließend noch ein paar Bilder von mir und meinen Eltern.
Habt Dank fürs Lesen meines Norwegen-Blogs.
Weitere kurze Stories zu meinen Fototouren findet man auf meiner Facebook-Seite