3 Wochen Westkanada, von Calgary nach Vancouver Island, hatten mein Freund und ich uns vorgenommen.Unsere Reise begann im verschneiten Calgary. Der Temperaturunterschied zum damalig sehr warmen Deutschland war anfangs schon recht gewöhnungsbedürftig, da halfen selbst die dicken Sachen nicht. Wir erreichten mit einem kleinen Mietauto (das Wohnmobil stand erst 3 Tage nach der Anreise zur Verfügung) das nette Städtchen Canmore, welches eingerahmt von hohen Berggipfeln in einem Tal vor dem Banff Nationalpark liegt. Noch am selben Abend musste ich dieses Winterwunderland unbedingt festhalten, denn der Wetterbericht kündigte eine Warmwetterfront in den kommenden Tagen an. Also einfach drauf los und die ersten Eindrücke festhalten. Dabei fielen die schon leicht herbstlichen Farben im Kontrast zur kühlen Winterlandschaft ins Auge.
Auch die ersten tierischen Sichtungen ließen nicht lange auf sich warten. Ein Weibchen des Maultierhirsches stand plötzlich am Straßenrand und verspeiste genüsslich die frostigen Blätter. Vorsichtig fuhren wir näher, dann erlaubte ich mir sogar das Öffnen der Tür… am Ende stand ich fast direkt daneben, denn es interessierte sich nicht die Bohne für uns! Ein ungewöhnliches Erlebnis für einen Fotografen, der es eigentlich gewohnt ist, sich mit flüchtenden und scheuen Tieren herumzuschlagen
Am nächsten Morgen wollte ich unbedingt vor Sonnenaufgang los, und so machten wir uns im Dunkeln auf den Weg. Wir hatten ursprünglich ein bestimmtes Ziel, die Elchsuche stand im Fokus.
Gesagt, getan, bei -7 Grad dick eingemummelt in viele Klamottenschichten ging es los.
Weit kamen wir jedoch nicht, denn plötzlich sah ich eine wunderschöne verschneite Bergkette, die vom Mondlicht beleuchtet wurde.
Also wurde erst einmal nichts aus den Elchen.
Als die ersten Sonnenstrahlen die Berggipfel in rote Töne tauchten, war ich ganz hingerissen von dem Anblick. Leider entdeckte ich erst viel zu spät einen kleinen See in der Nähe, in dem sich die gesamte Bergkette spiegelte. Kein Lüftchen wehte, sodass die Reflektion nahezu perfekt war.
Dennoch fuhren wir danach weiter, eine abenteuerliche Straße entlang, die sich bis ins Kananaskis Country schlängelt. Alle paar Meter hätte man anhalten wollen, die Landschaft war für uns als “Flachlandbewohner” gigantisch!
So versuchte ich mich auch an meinen ersten Panoramen überhaupt mit dem kürzlich erworbenen Panoramasystem …und hoffte, dass sich zu Hause die Bilder fehlerfrei zu einem Gesamtbild zusammenfügen lassen würden
Zu unserer großen Überraschung konnten wir sogar noch gegen Mittag 2 Elche entdecken. Gut, das war auch nicht so schwer, denn eines der riesigen Tiere überquerte vor uns langsam die Straße, dicht gefolgt von einem Jungtier. Da das Licht durch die starke Sonneneinstrahlung schon sehr kontrastreich war, beschlossen wir, am nächsten Tag noch einmal wiederzukommen. Also wieder ganz früh los! Das Frühstück des Hotels bekamen wir übrigens nicht zu Gesicht, die trockenen Brötchen mussten über den Tag reichen.
Zum Sonnenaufgang wurden wir mit einer kleinen Wolkenlücke belohnt, sodass das Morgenlicht Wolken sowie Bergspitzen in Farbe tauchte (siehe Titelbild). Kurz darauf bedeckte eine Wolkendecke den Himmel.
An diesem Vormittag bekamen wir insgesamt 6 Elche zu Gesicht. Ein Bulle erwies sich als besonders fotogen und konnte aus der sicheren Nähe des Autos am Straßenrand fotografiert werden. Sie zeigten sich zwar alle friedfertig, doch man sollte ihnen natürlich nicht zu sehr auf die Pelle rücken.
Am letzten Tag mit unserem Mietauto fuhren wir nach Banff, um uns dort umzusehen. So trafen wir völlig überraschend in der Nähe der Stadt am Abend auf unseren ersten Bären. Es handelte sich hier um einen mit Sendern und Marken behangenen Zimt- Bären, eine braun gefärbte Unterart des amerikanischen Schwarzbären.
Trotz der Dunkelheit und der kurzen Begegnung gelang mir noch ein Bild aus dem Auto, bevor er sich in den Wald zurückzog.
Überall rund um Banff und auch direkt im Ort begrüßten uns die Wapitis. Sie standen friedlich grasend am Straßenrand, auf dem Golfplatz oder einfach direkt auf der Straße.
Doch man durfte sich nicht täuschen lassen, denn es war Brunftzeit. Jeden Moment konnte ein nicht ganz so friedlicher Wapitibulle aus dem Gebüsch erscheinen; ihre eigentümlichen Rufe erfüllten die Morgen- und Abendstunden. Dann hieß es, besser weiterfahren oder aus einiger Entfernung fotografieren.
Einen Grizzly konnten wir ebenfalls auf dem Golfplatz sichten, jedoch nur aus der Ferne und in Begleitung der Ranger, die versuchten, ihn mit lauten Rufen und Leuchtraketen zu vertreiben.
Weiter ging es mit dem Camper, den wir aus Calgary abholten, nach Lake Louise. Der Campingplatz versprach leider wenig Schlaf, alle paar Minuten donnerte ein Zug vorbei…
Der Lake Louise ist ein vielbesuchter Aufenthaltsort, darauf sollte man sich einstellen. Erst am späten Nachmittag waren alle Kajaks verschwunden, sodass man eine Landschaftsaufnahme ohne gelbe und rote Flecken auf dem See in Erwägung ziehen konnte.
Persönlich ansprechender fand ich den Moraine Lake, der im “Valley of the Ten Peaks” liegt. Wir fuhren erneut gleich früh hin, um den Sonnenaufgang zu erwischen, denn mehrere Berge sollten sich im See spiegeln (sagte mir jedenfalls google). Dort angekommen trafen wir auf unzählige Fotografen, die sich schon einen Standpunkt gesucht hatten. Ich konnte noch einen guten Aussichtspunkt ergattern, nach mir kommende Besucher hatten da weniger Glück. Für ein paar Minuten färbte die Morgensonne die Gipfel rot, man hörte nur noch das zahlreiche Klicken der Kameras… kurze Zeit später war der Zauber schon wieder vorbei.
Plötzlich ertönte hinter uns im Geröllfeld das laute Quietschen der Pfeifhasen (dort Pikas genannt), im grauen Gestein waren sie jedoch sehr schwer auszumachen. Nach einer Weile jedoch wussten die Augen, wonach sie Ausschau halten mussten. So verbrachten wir etliche Stunden bei den niedlichen Tieren, die beschäftigt umherwuselten und Futter für den Winter zusammen suchten. Dabei wurden sie von unzähligen Touristen beobachtet, die von Reisebussen hingebracht wurden. Zeit für uns, den Rückzug anzutreten.
Auf unserer Reise begegneten uns noch weitere kleine Gesellen, darunter Streifenhörnchen, Goldmantel- Ziesel und Rothörnchen, die sich teilweise recht zutraulich zeigten und so auch mit dem Weitwinkel aus kurzer Distanz fotografiert werden konnten.
Auf der Weiterfahrt Richtung Jasper stoppten wir morgens am Peyto Lake, der uns von allen empfohlen wurde. Die Aussicht war schon sehr spektakulär. Wieder versuchte ich mich an einem Panorama, um die komplette Szenerie auf den Chip zu bannen. Man stelle sich vor, wir waren dort stundenlang allein, da wir nicht die ausgewiesene Plattform besuchten, sondern einen kleinen weiterführenden Pfad nahmen. Das war doch zur Abwechslung sehr entspannend.
Weiter ging es Richtung Norden. Immer wieder hielten wir an, um die Landschaft zu genießen. Auch bei Einbruch der Nacht waren wir ab und zu noch unterwegs, um den Sternenhimmel und die Milchstraße zu fotografieren. Das Gefühl war unbeschreiblich, unter diesem riesigen Himmelszelt zu sitzen und den Geräuschen der Nacht zu lauschen.
Im nördlichen Teil des Banff Nationalparkes befindet sich ein Trail, genannt der Parker- Ridge Trail. Mit einer Länge von insgesamt ca. 5,5 km ist der Wanderweg gut zu schaffen, es geht recht steil bergauf und man gewinnt schnell an Höhe. Auf dem Plateau angekommen hat man einen wunderschönen Blick auf die umliegenden Berge und auf die Saskatchewan Gletscherzunge. Es war an diesem Tag zwar wärmer als sonst, aber dem eisigen Wind ist man dort schutzlos ausgeliefert. Die Dickhornschafe, die wir uns dort erhofft hatten, waren auch schon Richtung Tal gewandert. Dennoch ein lohnenswerter Ausflug.
Zum Abschluss der Reise durch den Banff NP noch ein paar Begegnungen mit der dortigen Vogelwelt.
Bald geht es weiter mit Teil 2: “Reise durch den Jasper NP bis Vancouver. Weitere Bilder der Reise könnt ihr auch in der Galerie “Weltweit” –> “Kanada 2014″ betrachten.
Weitere kurze Stories zu meinen Fototouren findet man auf meiner Facebook-Seite